Wertschätzende Kommunikation - gesunde Mitarbeiter: So erreichen Sie Ihr Gegenüber
Am 16. September 2016 wird Dr. Marco von Münchhausen auf dem 23. Fuldaer Wirtschaftstag sprechen. Sein Thema: Wertschätzende Kommunikation. Im Interview mit dem IHK-Magazin erläutert er, warum Kommunikation so häufig schief geht, welche Stolpersteine uns typischerweise im Weg liegen und wie Kommunikation und Konzentration zusammenhängen.
Dr. Freiherr von Münchhausen, „Wertschätzende Kommunikation – gesunde Mitarbeiter: So erreichen Sie Ihr Gegenüber“, lautet Ihr Thema auf dem Fuldaer Wirtschaftstag. Worum geht es?
Kommunikation ist eines der wichtigsten Dinge im Leben – im Beruf, im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern, in der Familie und der Beziehung. Nur: So richtig haben wir die Sache mit der Kommunikation eigentlich nicht gelernt, nicht im Elternhaus, nicht in der Schule, die wenigsten in der Berufsausbildung . Eigentlich wollen wir im Gespräch mit unseren Mitmenschen immer nur das Beste, und trotzdem läuft immer wieder etwas schief. Viele Menschen wissen nicht, wie sie Grabenkämpfe wie „Ich habe Recht und du hast Unrecht“ vermeiden oder wie sie Wut ausdrücken können, ohne Porzellan zu zerschlagen. In meinem Vortrag beleuchte ich die immer wiederkehrenden Stolpersteine der Kommunikation und zeige auf, wie wir mit einfachen Mitteln wertschätzender miteinander umgehen können.
Was ist so ein Stolperstein?
Anerkennung und Wertschätzung zum Beispiel verteilen wir häufig nur in homöopathischen Dosen. Ein paar anerkennende Worte kosten uns nichts und können beinahe Wunder bewirken – und trotzdem knausern wir damit wie mit einem seltenen Rohstoff. Ein anderes Thema: Konflikte. Sie werden viel zu häufig unter den Teppich gekehrt statt zu klären, worum es wirklich geht. Nicht darüber zu reden ist aber keine Lösung und wird das Problem auf Dauer nur noch größer machen.
Im Herbst erscheint Ihr neues Buch „Konzentration: Wie wir lernen, wieder ganz bei der Sache zu sein“. Welche Rolle spielt Konzentration in der Kommunikation?
Eine sehr große. Es geht um die Frage: Wo bin ich mit meiner Aufmerksamkeit? Bei meinem Gesprächspartner oder ganz woanders? Wir telefonieren und checken gleichzeitig unsere Mails. Wir unterhalten uns und beantworten gleichzeitig eine SMS. In vielen Fällen sind wir eigentlich nur physisch da. Das ist kommunikatives Fremdgehen und letztlich respektlos dem Gesprächspartner gegenüber. Wenn jemand das permanent erleben muss, macht ihn das auf Dauer krank. Äußerlich schluckt der andere das zwar meistens, innerlich wird er aber häufig aggressiv.
Natürlich sind die Folgen in der Kommunikation nicht ganz so dramatisch wie in anderen Lebensbereichen: Die junge Frau, die vom Bus erfasst und mitgeschleift wird, weil sie ins Handy geschaut hat, das Zugunglück, bei dem der Fahrdienstleiter wahrscheinlich durch ein Internetspiel abgelenkt war.
Meine Tochter hat mir in diesem Zusammenhang eine lehrreiche Lektion erteilt. Während eines Telefonats habe ich online einen Flug gebucht. Am Endes des Gespräches, das ich nur mit einem Ohr verfolgte, fragte sie mich: „Wie findest du meine Idee Papa?“ Ich sagte: „Prima“ und sie antwortete erfreut: „Schön, wann überweist du mir die 500 Euro?“
Mangelnde Konzentration kostet richtig viel Geld.
Der Verlust der Konzentration, ständige Unterbrechungen und die problematischen Folgen des Multitaskings sind in den vergangenen zehn Jahren zum Hauptproblem der Arbeitswelt geworden, möglicherweise des modernen Lebens überhaupt. Nach Umfragen des Gallup-Institutes ist der daraus folgende wirtschaftliche Schaden immens. Laut einer Studie aus Großbritannien antworten zum Beispiel 85 Prozent aller Mitarbeiter eines Großunternehmens innerhalb von zwei Minuten auf eine E-Mail – 70 Prozent sogar innerhalb von sechs Sekunden! Da bleibt wenig Zeit zum Nachdenken.
Dieses sofortige Reagieren auf jedes neue Signal, die Bereitschaft eine andere Tätigkeit zu unterbrechen, ist kontraproduktiv im wahrsten Sinne des Wortes. Die Fähigkeit zur Konzentration ist beinahe eine Schlüsselqualifikation in der modernen Arbeitswelt, ein entscheidender Faktor für Erfolg und Effizienz.
Welchen Nutzen können die Teilnehmer des Fuldaer Wirtschaftstages aus Ihrem Vortrag ziehen?
Ein Thema meines Vortrages ist es, wie wir in unserem Alltag wieder „geschützte Räume“ schaffen, um konzentriert bei einer Sache zu bleiben, hier konkret: Der Kommunikation mit Mitarbeitern und Kollegen. Ich werde den Teilnehmern bewusst nur einige wenige praktisch umsetzbare Tools für ihren Alltag mitgeben, keine Patentrezepte, nichts aus der Kategorie „ab morgen machen wir alles anders“. Wer diese wenigen Tools konsequent einsetzt, wird seine Mitmenschen besser erreichen und wertschätzender mit ihnen umgehen. Denn die besten Erkenntnisse bringen bekanntlich nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden und alles beim Alten bleibt.
Interview: Roswitha Birkemeyer, www.ihk-fulda.de