Der innere Airbag - sicheres Polster für Krisenzeiten
Unsere Psyche birgt einen Mechanismus in sich, den man als eine Art „seelischen Airbag“ bezeichnen kann und den wir in normalen Zeiten überhaupt nicht wahrnehmen (wie man ja auch vom Airbag im Auto üblicherweise gar nichts mitbekommt). Wissenschaftler haben festgestellt, dass wir die Fähigkeit haben, mit Schwierigkeiten, ja sogar mit Schicksalsschlägen viel besser zurechtzukommen, als wir glauben. Studien zeigen, dass wir vor gefürchteten Ereignissen oft viel mehr Angst haben als notwendig. Der Grund: Wir überschätzen die Intensität der negativen Gefühle, und gleichzeitig unterschätzen wir die Fähigkeit und Schutzkraft unseres psychologischen Immunsystems, das heftigen Emotionen schnell die Wucht nehmen kann.
Insbesondere extreme Gefühlsausschläge aktivieren das psychische Immunsystem, den seelischen Airbag. Das geschieht zum eigenen Schutz, denn starke Erregungszustände sind für den Körper belastend und verhindern einen vernünftigen Umgang mit der Situation. Geringe Beeinträchtigungen lösen die innere Abwehr übrigens nicht aus (wie ja auch der Airbag im Auto bei einem Parkrempler nicht reagiert). Möglicherweise ist das einer der Gründe, warum wir diesen psychischen Schutzmechanismus nicht bewusst wahrnehmen. Laut Daniel Todd Gilbert, Professor für Psychologie an der Harvard-Universität, und Timothy D. Wilson, Professor für Psychologie an der University of Virginia, pendelt sich das innere „Wohlfühl-Barometer“ selbst nach einem gravierenden Schicksalsschlag schnell wieder auf dem alten . So gibt es viele Berichte von Menschen, die in relativ kurzer Zeit mit einer körperlichen Behinderung oder einer Querschnittslähmung emotional zurechtgekommen sind und sich gut an diese neue Situation mit all ihren Schwierigkeiten angepasst haben, auch wenn ihnen das vorher unvorstellbar gewesen wäre. Daher ist die wahrscheinlich wichtigste Botschaft und Schlussfolgerung:
Wir sollten uns weniger Sorgen um die Zukunft machen.
„Ich bin im Allgemeinen ein sehr glücklicher Mensch, und ja, meine Forschung und die anderer haben mir dabei geholfen. Ich gehe heute größere Risiken ein, weil ich zuversichtlich bin, dass ich mit den Konsequenzen gut werde leben können. Und ich genieße die Gegenwart mehr, weil ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich auch in Zukunft glücklich sein werde, wie immer die auch aussehen mag.“ – Und das kann er, weil er weiß: Unser psychisches Immunsystem ist eben wie ein Airbag im Auto oder ein Sicherheitsnetz unter dem Seiltänzer, das einen möglichen Aufprall lindert bzw. uns auffängt. Wir können lernen, darauf zu vertrauen – auch wenn wir es nicht sehen oder fühlen können! Allein dieses Bewusstsein kann unsere Furcht vor Krisen vermindern, und möglicherweise erfahren gerade in der jetzigen Zeit viele Menschen diese Wirkung (wahrscheinlich ohne sich dessen bewusst zu sein). Aber alleine darum zu wissen könnte auch Ihre Einstellung verbessern und stärken.